Körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft: Scheide, Haut & Co.
Eine Schwangerschaft stellt im Körper so einiges auf den Kopf. Um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, produziert der Körper spezielle Hormone, die nahezu alle Organe beeinflussen. Viele schwangere Frauen bemerken dann körperliche Veränderungen wie größere Brüste, volleres Haar oder eine träge Verdauung. Gleichzeitig ist auch die Scheide während einer Schwangerschaft großen Veränderungen ausgesetzt: Die Durchblutung wird stärker, die Scheidenflora stellt sich um und die Sekretproduktion steigt.1,2 Lesen Sie hier mehr über die typischen Anpassungen des Körpers während einer Schwangerschaft.
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Wie sich der gesamte Körper in der Schwangerschaft verändert
Besonders in den ersten Wochen einer Schwangerschaft kommt es zu zahlreichen körperlichen Veränderungen. Damit ein Embryo heranwachsen kann, muss sich der Organismus in vielerlei Hinsicht umstellen. Das hat bei einigen Frauen sichtbare oder spürbare Auswirkungen, während andere davon nur wenig bemerken.3
Herz-Kreislaufsystem
Zu den bedeutendsten körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft zählt die Anpassung des Blutkreislaufs. Um den erhöhten Bedarf an Nährstoffen und Sauerstoff zu decken, nimmt das Blutvolumen um circa 40 Prozent zu – das entspricht 1 bis 1,5 Litern Blut. Gleichzeitig bewirkt die hormonelle Umstellung in den ersten 6 Monaten einer Schwangerschaft, dass sich die Blutgefäße weiten und der Blutdruck leicht sinkt. Damit das zusätzliche Blut im Körper zirkulieren kann, steigt der Puls an und das Schlagvolumen nimmt zu.3
Bei manchen Schwangeren hat die Veränderung des Blutkreislaufs auch einen Blutstau in den Beinvenen zur Folge. Das kann zu Krampfadern oder, in seltenen Fällen, auch zu Blutgerinnseln (Thrombosen) führen.4
Immunsystem
Eine Schwangerschaft stellt das Immunsystem der werdenden Mutter vor besondere Herausforderungen.
Das Immunsystem muss sehr komplexe und fein abgestimmte Änderungen vornehmen, die sich über den Verlauf der Schwangerschaft ständig anpassen.5
Zu Beginn, während der Einnistung, und in der Vorbereitung auf die Geburt ist das Immunsystem aktiver und begünstigt Entzündungsprozesse.5 Im mittleren und längsten Abschnitt einer Schwangerschaft hingegen ist das Immunsystem schwächer.5,6
Schutz vor Infektionen in der Schwangerschaft
Manche Krankheitserreger wie beispielsweise Masern, Mumps, Röteln oder das Zytomegalie-Virus können in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen werden und teils schwerwiegende Folgen auf dessen Entwicklung haben. Im besten Fall sollten Sie deshalb schon bei Kinderwunsch Ihren Impfschutz prüfen und bei Bedarf vervollständigen. Zudem wird empfohlen, während der Schwangerschaft den Kontakt mit Speichel oder Ausscheidungen von Kleinkindern zu vermeiden.7
Haare und Haut
An den Haaren spüren viele schwangere Frauen die körperlichen Veränderungen besonders: Durch die Hormonumstellungen erscheinen sie während der Schwangerschaft oft kräftig und gesund.3 Erst nach der Geburt kommt es häufig wieder zu vermehrtem Haarausfall, der sich allerdings in der Regel wieder normalisiert.
Und auch in Bezug auf die Haut machen sich die Hormone bemerkbar. Zu den möglichen typischen Veränderungen während einer Schwangerschaft gehören:3
- Rötungen
- kleine sichtbare Gefäßknötchen
- Juckreiz
- verstärkte Pigmentierung der Brustwarzen, Genitalien und Narben
- Neigung zu Pigmentflecken
- dunkler Streifen zwischen Brustbein und Schambein („linea nigra“ oder „linea fusca“)
- Schwangerschaftsstreifen
Viele dieser Hautveränderungen verschwinden, sobald sich der Hormonhaushalt nach der Schwangerschaft wieder umgestellt hat.3 Bei anhaltenden Beschwerden können Sie einen Dermatologen zu Rate ziehen.
Mund und Zähne
In der Schwangerschaft wird das Zahnfleisch stärker durchblutet und der pH-Wert des Speichels steigt.3 Das führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen und Karies.3
Eine gute Mundhygiene sowie zahnärztliche Kontrollen sind in der Schwangerschaft deshalb besonders wichtig.3
Brüste
Schon bald nach der Befruchtung bereiten sich die Brüste auf die Stillzeit vor. Die meisten Frauen bemerken während der Schwangerschaft deshalb einige der folgenden Veränderungen:3,8
- Zunahme von Größe und Umfang
- Spannungsgefühl oder sogar Schmerzen
- erhöhte Empfindlichkeit
- sichtbare Adern
- dunklere und größere Brustwarzen
Auch wenn sich die Brüste nach der Schwangerschaft und Stillzeit vielleicht nicht mehr so anfühlen wie zuvor, bedenken Sie: Das ist ein ganz natürlicher Veränderungsprozess.
Innere Organe
Die inneren Organe sind unterschiedlich stark von den körperlichen Veränderungen einer Schwangerschaft betroffen. Große Umstellungen finden unter anderem in der Lunge, im Verdauungstrakt sowie in den Harnwegen statt.2
- Lunge: In der Schwangerschaft wird die Lunge stärker durchblutet und die Atemzüge werden tiefer. Viele Frauen verspüren Kurzatmigkeit – besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn das Baby zusätzlich auf die Lunge drückt.3
- Verdauungstrakt: Übelkeit und Erbrechen sind wohlbekannte Symptome einer Schwangerschaft. Aber auch das Verdauungssystem wird „faul“: Durch Hormonumstellungen entspannt sich dessen Muskulatur, sodass die Passage durch Magen und Darm länger dauert. Schwangere leiden dann häufig unter Verstopfungen, Blähungen, Reflux und Kleine Mahlzeiten und ausreichend Flüssigkeit können hier Abhilfe schaffen.2,4,9,10
- Harnwege: Viele Schwangere müssen schon von Anfang an häufiger die Toilette aufsuchen. Schuld daran sind erst Schwangerschaftshormone und später der Druck, den das ungeborene Kind auf die Blase ausübt. Da sich die Harnwege in der Schwangerschaft weiten, erhöht sich auch das Risiko für Harnwegsinfekte.2,3

Durch das zusätzliche Gewicht wird der Bewegungsapparat in der Schwangerschaft stärker belastet. Besonders gegen Ende der Schwangerschaft sind viele Frauen von Rückenschmerzen betroffen.10 Wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden, kann es helfen, den Rücken gezielt durch entsprechende Übungen zu stärken.10
Weitere körperliche Veränderungen, die den Bewegungsapparat in der Schwangerschaft betreffen können, sind Wassereinlagerungen in den Füßen und Beinen sowie Wadenkrämpfe. Letztere deuten manchmal auch auf einen Mangel an Mineralstoffen wie beispielsweise Magnesium hin.10
Auch das Seelenleben verändert sich11
Neben den körperlichen Veränderungen wirkt sich eine Schwangerschaft auch auf die Seele aus. Viele Schwangere kennen Wechselbäder der Gefühle: Riesige Vorfreude wandelt sich plötzlich in Zukunftsangst um, Unwohlsein wechselt sich mit einer tiefen Zufriedenheit ab. Nicht selten drehen sich die Gedanken im Kreis, was sich oft auch auf den Schlaf auswirkt.
Veränderungen in der Scheide während der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft wirkt sich auf die Scheide aus. Ob und wie sich diese Veränderungen bei Frauen bemerkbar machen, ist sehr individuell: Manche leiden unter Juckreiz, Stechen oder Schmerzen, andere bemerken überhaupt keinen Unterschied. Folgende Veränderungen können während der Schwangerschaft auftreten:
- Schwellungen: Das Gefühl, dass die Scheide angeschwollen ist, lässt sich oft auf die erhöhte Durchblutung zurückführen.1 Das ist jedoch unproblematisch und bringt sogar einen positiven Effekt mit sich: Die Scheide wird sensibler, was das sexuelle Lustempfinden steigert.12 Im späteren Verlauf der Schwangerschaft kann auch das nach unten drückende Gewicht des Kindes das Gefühl einer geschwollenen Scheide verursachen.1
- Ausfluss: Viele Frauen bemerken vermehrten Ausfluss. Das ist ganz normal: Schuld ist der höhere Östrogenspiegel während der Schwangerschaft, der die Produktion des Scheidensekrets anregt.1
- Intimgeruch: Durch hormonelle Umstellungen kommt es in einer Schwangerschaft zu Veränderungen von Geruch und Geschmack der Scheide. Laut einer Untersuchung riecht diese dann leicht metallisch und schmeckt salzig.13
- Scheidenflora: In der Schwangerschaft verschiebt sich der pH-Wert in der Scheide von sauer zu neutral bis schwach basisch.1 Das wirkt sich auch auf die Scheidenflora aus: Normalerweise wird sie von Milchsäurebakterien besiedelt, die Erreger abwehren und vor Infektionen schützen. Bei Schwangeren gerät dieses System leicht aus dem Gleichgewicht und schädliche Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel: Es kann zu einem Scheidenpilz oder einer bakteriellen Vaginose kommen.1 Beide Erkrankungen müssen zügig behandelt werden, da sie sich ungünstig auf das ungeborene Kind auswirken können.14
- Juckreiz: Wenn Sie in der Schwangerschaft unter einer juckenden Scheide leiden, könnte eine aus dem Gleichgewicht geratene Scheidenflora schuld sein.4 Wenden Sie sich an Ihren Gynäkologen, um eine (Pilz-)Infektion auszuschließen.
- Stechen und Schmerzen: Ein häufiger und harmloser Grund für Stechen und Ziehen im Bereich der Scheide sind die sogenannten Mutterbänder. Diese halten die Gebärmutter an Ort und Stelle und müssen sich während der Schwangerschaft stark dehnen. Im Allgemeinen gilt: Bei plötzlichen, krampfartigen und starken Schmerzen sowie Stechen während der Schwangerschaft sollten Sie einen Arzt aufsuchen.15,16
- Krampfadern: Eine unschöne und zuweilen auch schmerzhafte Nebenwirkung der erhöhten Durchblutung sowie des Drucks von oben in der Schwangerschaft können Krampfadern an der Vulva, Vagina und am After (Hämorrhoiden) sein.17 Dabei staut sich das Blut in den Venen, sodass diese sich dehnen und sichtbar werden. Die gute Nachricht: Es handelt sich in der Regel nur um ein kosmetisches Problem, welches nach der Entbindung von allein wieder verschwindet. Kühlende Umschläge können akute Beschwerden lindern.
Starke Leistung!
Betrachten Sie die Veränderungen von Körper und Scheide in der Schwangerschaft als das, was sie sind: eine natürliche Entwicklung und eine beeindruckende Leistung des Körpers, sich immer wieder das ideale Umfeld für die folgende Zeit zu schaffen.
FAQs: Veränderungen der Scheide in der Schwangerschaft
Durch die hormonelle Umstellung einer Schwangerschaft können sich zum Beispiel Aussehen, Geruch und Ausfluss der Scheide verändern.1 Zudem steigt der pH-Wert, was die Scheidenflora manchmal aus dem Gleichgewicht bringt.1
Da sich die Scheidenflora in der Schwangerschaft verändert, ist eine juckende Scheide manchmal ein Indiz für eine Infektion. Um diese gegebenenfalls zu behandeln, sollten Sie bei Juckreiz einen Arzt aufsuchen.18
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- 2 Costantine, Maged M. „Physiologic and pharmacokinetic changes in pregnancy“. Frontiers in pharmacology, Bd. 5, 2014, doi:10.3389/fphar.2014.00065.
- 3 „Körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft“. Gesundheitsportal, https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/schwangerschaft/info/koerperliche-veraenderungen-schwangerschaft.html. Zugegriffen 18. August 2024.
- 4 „Schwangerschaftsanzeichen & Schwangerschaftstest » Schwangerschaft » Schwangerschaft & Geburt » Frauenärzte im Netz – Ihr Portal für Frauengesundheit und Frauenheilkunde »“. Frauenaerzte-im-netz.de, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/schwangerschaft/schwangerschaftsanzeichen-schwangerschaftstest/. Zugegriffen 18. August 2024.
- 5 Mor, Gil, u. a. „The Unique Immunological and Microbial Aspects of Pregnancy“. Nature Reviews. Immunology, Bd. 17, Nr. 8, 2017, S. 469–482, doi:10.1038/nri.2017.64.
- 6 „Infektionserkrankungen » Infektionen und schwangerschaftsspezifische Erkrankungen » Schwangerschaft & Geburt » Frauenärzte im Netz – Ihr Portal für Frauengesundheit und Frauenheilkunde »“. Frauenaerzte-im-netz.de, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/infektionen-und-schwangerschaftsspezifische-erkrankungen/infektionserkrankungen/. Zugegriffen 18. August 2024.
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- 14 Holzer, Iris. „Gefahr der Frühgeburt durch Scheideninfektionen“. Journal für gynäkologische Endokrinologie (Österreichische Ausg.), Bd. 29, Nr. 4, 2019, S. 151–151, doi:10.1007/s41974-019-00119-6.
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